Anorak

Diese unzähligen schlaflosen Nächte, die jeder von uns kennt…
Auf seinem zweiten Longplayer “sleep well” nimmt das kölner Quintett “anorak.” genau dieses Gefühl der rast- und ratlosigkeit auf und verpackt sie in eine schwer nachzuahmende Mischung aus Post-Hardcore, Indie, Emo, Post-Rock und was-auch-immer, die sich sicherlich dem new-wave-
Strom zwischen La Dispute, Pianos Become The Teeth und Touché Amoré zuordnen lässt.
Der Nachfolger ihres Debüts “enthusiasts and collectors” (2016) verhält sich wie oben erwähnte Nacht, in der man sich wälzt und windet. In der die Gedanken kreisen und sich drehen. In der man sich immer wieder selbst zur Vernunft ermahnt, was einen letztlich nur noch mehr über die
Dinge nachdenken lässt, die einen umtreiben. Und am nächsten Morgen muss man wieder raus. Zur Arbeit. Zum Kind. Zur Tagesordnung. Dieses Auf und Ab fängt “anorak.” in einem Dynamikumfang ein, den man sonst vor allen Dingen von Bands wie La Dispute und The World Is A Beautiful Place… kennt. Textlich hingegen bewegt man sich, wenig überraschend, zwischen alltäglichen Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen, Selbstzweifel und dem Unverständnis gegenüber dem gesellschaftlichen Wandel, vergleichbar mit Fjørt, nur eben auf englisch. “sleep well”
verkörpert insofern eine undefinierbare Unbehaglichkeit und Schwere, ähnlich wie Citizen oder Balance and Composure sie aufkommen zu lassen vermögen, die einen den Titel des Werkes besonders ironisch lesen lassen. Sorgen und Ängste, die einen eben wach halten können – und unsicher in die Zukunft blicken lassen. Mit einem schiefen Lächeln. Das Cover-Artwork, eine Momentaufnahme in einer Straßenbahn die einen Querschnitt durch die Gesellschaft abbildet, greift dies auf. Der aufgesetzte Smiley, welcher aus Teilen des “anorak.” a besteht und der Person in der Bildmitte eine gequält lächelnde Fratze aufsetzt, versinnbildlicht diese Disphorie.
Um die Ideen und Vorstellungen vom Sound und der Stimmung auf “sleep well” möglichst kreativ anzugehen, hat man sich mit Magnus Wichmann im November 2018 in den “lala Studios” in Leipzig eingeschlossen und intensiv an einigen Stellschrauben gedreht.
Drei Jahre nach ihrem Erstlingswerk, das durch einen rohen und ehrlichen Sound viele Screamo und Post-Hardcore Herzen höher schlagen ließ und zwei Jahre nach ihrer Doppel-Single “hollow/memo” (2017), legen “anorak.” mit “sleep well” ein Album nach, welches die musikalische Reifung und die damit verbundene Wandlung der Band unterstreicht, ohne die Wurzeln
vollends zu vergessen.
“sleep well” erschien am 27.09.2019 via Uncle M auf limitiertem rotem Vinyl (500 Stk.), CD und allen gängigen digitalen Plattformen.

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