Bukahara

Von der Hülle grüßt der Pfau. Stolz, farbenprächtig, und längst nicht so eitel wie es das Klischee will. Trotz ist für ihn keine Masche, sondern seine Solidaritätserklärung mit all den bunten Vögeln, deren Lieder den grauen Weltansichten trüber Nationalisten widersprechen. Canaries In A Coalmine, das neue Bukahara-Album, spielt dem Leben und der Vielfalt zu. Mit Kraft und Liebe. Wie immer eigentlich. Und doch fand während der Entstehung der Platte ein Feinschliff, beinahe eine Formvollendung statt. Die vier Männer mit den teils gegensätzlich erscheinenden kulturellen Sozialisationen, schöpfen heute stärker denn je aus ihren individuellen Kreativquellen. Und weil jede Band bekanntlich mächtiger ist als die Summe ihrer Teile, kommen Bukahara zum Beginn des zweiten Jahrzehnts ihres Bandbestehens ganz groß raus.

Die 11 neuen Songs richten sich nicht gegen irgendwen. Sie ergeben zusammengenommen viel mehr ein leidenschaftlich artikuliertes Plädoyer für Vielfalt, Toleranz, und die Offenheit, Unterschiede nicht nur auszuhalten, sondern regelrecht zu feiern. Die Band selbst ist dafür ein mitreißend-pulsierendes Beispiel. Denn genau genommen ist Bukahara seit der Gründung 2009 immer ein offener Raum der Begegnung gewesen. Man wird förmlich reingesogen in die multipolare Welt der Band, in der die unterschiedlichen Elemente sich gegenseitig neugierig beäugen und aus schierer Freude an den vielen musikalischen Sprachen miteinander spielen. Getragen von den Melodien der leicht rauen, markanten Stimme des Leadsängers verflechten sich unterschiedlichste musikalische Essenzen zu klugen, stimmigen Arrangements. Das Resultat ist eine eingängige, aber nicht minder qualitativ hochwertige, von Folk und Klängen aus aller Welt inspirierte Popmusik.

Für Soufian Zoghlami (Leadgesang, Gitarre, Schlagzeug, Percussion), der zur Hälfte tunesische Wurzeln hat, Ahmed Eid (Bass, Percussion), der in Syrien geboren wurde und in Palästina aufwuchs, Daniel Avi Schneider (Geige, Mandoline), der jüdisch-schweizerischer Herkunft ist, und dem Münsteraner Max von Einem (Posaune, Sousaphon, Percussion), ist es Bukahara-Musik. Ein Signet-Sound, der unbedingt tanzbar schwingt und weht, aber gleichsam auch Fühlen macht und die Sinne öffnet. Man hat förmlich diese Duftmarken in der Nase, das Gemisch aus exotischen Gewürzen, Kräutern und warmer Erde, wenn die vier Jazz-Studierten mit ihrem „Folk-Orient-Balkan-Sound“ jedes Konzerthaus und jede Festivalbühne zur amtlichen Partybude küren. Ob während Headliner-Slots bei großen Festivals, oder in der ausverkauften Kölner Philharmonie: Bukahara funktioniert überall wie eine Anleitung zum glücklich sein.

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