Gianni Brezzo
Gianni Brezzo ist das Studio/Band-Projekt des Kölner Musikers Marvin Horsch. Nach einigen Flirts, in Form von Remixen für Künstler:innen der Jakarta Records-Familie, erscheint nun die erste eigene Veröffentlichung von Gianni Brezzo auf dem Berliner Label.
„The Awakening“ heißt die neue EP und weist damit thematisch in eine ähnliche Richtung wie der Titel seines Vorgängers „Traditional Heart“. Ein im aller besten Sinne kitschig-poppiges Bild, das zugleich auch auf die eigene musikalische Arbeitsweise reflektiert. Denn schon besagter Titel seines zuletzt erschienenen Albums bezog sich entfernt auf den Prozess des Musikmachens selbst. Mit „The Awakening“ wird Brezzo nun konkreter: „Es ist für mich sehr wichtig geworden, zuhause Musik machen zu können. Musik machen hat etwas Privates, Intimes für mich, daher war es eine Art Erwachen, wie wichtig es ist, zunächst an einer für mich passenden Umgebung zu arbeiten, bevor ich anfange an Musik zu arbeiten.“
Noch stärker als bei Brezzos früheren EPs & LPs „tak € 2“ (Dorfjungs, 2017), „Siro Gravi“, „Tamburi Blu“, „Limonata”, „New Magic“ sowie „Traditional Heart“ (allesamt Papercup, 2018-2020) waren bei der Produktion von „The Awakening“ Gastmusiker:innen involviert. Dies macht sich nicht zuletzt anhand der beiden Kollaborationen mit J.Lamotta – für deren Song „If You Wanna“ Brezzo im letzten Jahr bereits einen Remix angefertigt hatte – und Otis Junior bemerkbar. Besonders auffällig ist dabei, wie sich die Stimmen der beiden Jakarta-Acts, ganz natürlich in die Gianni Brezzo-typische Dramaturgie der Stücke einfügen und gleichsam wie die instrumentalen Lead-Melodien der restlichen Stücke einer relativ freien Entwicklung folgen. So entsteht eine spannende Melange aus Soul und Jazz-inspiriertem Pop, die sich auch in der künstlerischen Biografie Horschs widerspiegelt.
Neben dem Brezzo Projekt, für dessen Entstehung Horschs Bekanntschaft mit der Kölner Jazz-Szene mit entscheidend war, zeigt sich dieser ebenso interessiert an genreübergreifender Zusammenarbeit. Jüngst etwa in Form der gemeinsamen LP-Veröffentlichung „Masala Kiss“ (Into the Lights, 2020) mit dem Osnabrücker Ambient-Künstler Cass, oder auch – wenn man etwas weiter zurückblickt – als Produzent von Pop-Acts wie Keshavara, Woman, Xul Zolar.
(Von Ronald Röttel)