Tiflis Transit
Das Projekt Tiflis Transit ist vor allem ein Kind seiner Zeit. Fabian Till (u.a. Darjeeling) startet den Versuch, sie klingen zu lassen. Die Stücke haben sich vollgesogen; beschreiben mit wenigen Worten und etwas entrückten Zeilen Bruchstücke von Erlebtem, das immer die Verbindung sucht, zu den Dingen, die viele beschäftigen.
Am 9. November tritt das Band-Kollektiv aus Wuppertal, Hannover und Berlin mit seiner Debut-EP aus der digitalen Anonymität – und die hat es in sich: Mondaene Dysfunction (ListenRecords) sind, anders als der Name glauben machen könnte, vier Songs, die fast alles können; die es schaffen, jedem und jeder in Strophe 1 das Herz zu brechen, nur damit es im Refrain wieder heilen kann. Songs, an deren Ende man an nichts mehr glaubt, aber irgendwie doch an mehr als zuvor. So als würde man sich dunkel an einen Alptraum erinnern, den man vor zwei Wochen hatte. Definitiv mit Kloß im Hals, aber ohne Angst, sogar mit sehr viel Wohlgefühl.
Dafür sorgt die Affinität zu einer Art „Blue Soul“, ebenso die zur Vereinfachung vertrackter Gedankengänge – und eine Rhythmussektion, die weiß, was sie will. Das geht so was von ins Ohr und bleibt noch viel länger nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen.
Es sind dabei zum Teil wuchtige Themen, die Mondaene Dysfunction behandelt. Das Auseinanderklaffen der Wahrnehmung von Depressionen, mit Perspektivwechseln, von innen nach außen, von außen nach innen und wieder zurück. Von Statistiken über diese Krankheit zu den eigenen Berührungspunkten, zur Unmittelbarkeit („May“). Tiflis Transit fragen sich außerdem, wie wir über Unausweichliches träumen („Island“) und widmen sich auf ganz eigene Art einer inneren Leere, die den ein oder anderen Menschen von Zeit zu Zeit einholt, und die in der Stille die Selbstkritik der Ideenlosigkeit mit der eigenen Arroganz vereint („White Wall“).
Trotzdem gibt das Band-Kollektiv um Sänger und Pianisten Fabian Till, Niklas (Bass), Jenny (Schlagzeug, back voc) und Birk (Gitarre, back voc, Prod.) dem Zuhörer immer auch mit: In der unmittelbaren Umgebung gibt es genauso ja auch und vor allem das Schöne, Ungesehene, auf das man seinen Blick richten sollte („Mosaic“). Und das können sie dann auch selbst mit einer dezenten Funk-Attitüde. Wenn Tiflis Transit einem ihre Melodien und Harmonien zwischen Herz und Hirn pflanzen, dann fragt man sich, woher verdammt nochmal diese Leute einen so gut kennen und warum sie gerade über einen singen. Und wie das so hart grooven kann!?
In Solo- und Bandbesetzung haben Tiflis Transit live bereits beim Melodica Festival, Burning Eagle Festival, c/o Pop und als Support für Fenster, Buck Meek (Big Thief) und A Tale of Golden Keys begeistert.
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