Girlwoman
unnachahmlichen Stimme, die irritierend irrlichterte zwischen kindlichem Charme und erwachsenem Ausdruck.
GIRLWOMAN glaubt sowieso nicht an das abrupte Ende der Kindheit mit dem Einritt in irgendein Erwachsenenalter. Ohnehin verdrängen wir im Alltag, in einem Leben voller Terminkalender und vermeintlich zweckrationaler Entscheidungen, emotionaler Vergletscherung und Angst nur leider allzu oft das Kind in uns und verlieren uns lieber in haarspalterischen, vulgo: erwachsenen Diskussionen mit uns selbst und
den anderen – bis am Ende das „Tick Tack Trauma“ steht. Noch so ein großer, vorab ausgekoppelter Song von GIRLWOMAN.
„Das große Ganze“ beginnt dagegen mit einem eher verträumten Blick durch ein „Prisma“. Ein Clubtrack. Tanzende Menschen im Nebel und
Laserlicht kommen einem beim Hören in den Sinn. Obwohl der Song eigentlich eher von Einsamkeit handelt. Von merkwürdigen,
halluzinogenen Lichtreflexen beim nächtlichen Umherschweifen im Dschungel der Stadt in menschenleere Gassen zwischen Glas und
Beton. GIRLWOMAN singt: „Deine Haut schmeckt nach Zement“. Was für eine schöne, märchenhafte Beschreibung einer Häuserfassade. Überhaupt, es sind immer wieder die physikalischen Körper und Gebilde, die
GIRLWOMAN in ihren Song-Texten fesseln:
„Mein Kopf ist ein Bilderbuch mit einer gewaltigen Sammlung an Momentaufnahmen. Ich suche nach einem Zuhause in den Dingen selbst!“, sagt die Künstlerin über die Inspiration ihrer musikalischen Bilderwelten: „Strom, Linie, Form, ich fühl mich irgendwie verloren!“, heißt es an
anderer Stelle in dem Song „Strom, Linie, Form“, in dem sie mit einer Geige und einer Bratsche ein ganzes Streichorchester in endlosen, nacheinander aufgenommenen Spuren im Home-Studio ersetzt. Dazu ein Drum- Computer und analoge Synthesizer. Wie groß heute nur zwei Menschen mit ihren Maschinen aus einer kleinen Wohnung in Bielefeld klingen können: Fantastisch!